Medien im Umbruch
Nachdem sich im Übergang von der Antike zum Mittelalter der Beschreibstoff Pergament und die bis heute gebräuchliche Buchform (der Kodex) anstelle der Papyrusrolle durchgesetzt hatten – ein wichtiger Meilenstein der vormodernen Mediengeschichte –, brachte das Spätmittelalter den Übergang vom Pergament zum billigeren Papier und von der Handschrift zum gedruckten Buch. In einem längeren Prozess hatte schon früher die Prosa in den erzählenden Literaturgattungen den Vers zurückgedrängt, worin sich auch der Übergang vom Hören (im Vortrag) zur privaten Lektüre abbildet.
All diese medialen Veränderungen weckten Bewunderung und Skepsis: Rasante Aneignung steht neben nostalgischen Resistenzen – die aktuellen Debatten um die digitalen Medientechniken haben ihre Vorläufer schon in der Gutenbergära.
Der frühneuzeitliche Literaturbetrieb löste sich unterdessen vom höfischen oder patrizischen Mäzenatentum, noch in der Handschriftenära begannen innovative Literaturvermarkter wie Diebold Lauber in Hagenau, 'Bestseller' auf Vorrat, d.h. ohne expliziten Auftrag zu produzieren - nur dies eben noch per Hand. Gutenbergs epochale Erfindung des Buchdrucks geht hier (nur?) einen Schritt weiter: Die Trennung der ursprünglich konstitutiven Einheit von Autor, Werk und hörendem Publikum (samt Auftraggeber) hin zum anonymisierten neuzeitlichen Buchmarkt ist vollzogen, wenngleich die 'alten' Produktions- und Rezeptionsbedingungen noch geraume Zeit fortlebten, besonders an den fürstlichen Höfen.